IG Konstitutionsmedizin TEN
Ab- und Ausleitungsverfahren
Ab- und Ausleitungsverfahren
„Findest du einen Schmerz irgendwo an einem Ort, so wisse, dass die Natur an diesem Ort eine Austrittstelle haben will.
Ist sie nicht von Natur da, dann mache sie, denn die Natur muss sie haben und die Natur, eilt nur der Austrittstelle zu.
Nun sind keine offenen Austrittstellen hier, weil Du aber siehst, dass sie sich dahin lenkt und sich sammelt und einen Ausgang an diesem Ort begehrt, so tue es fröhlich auf und gewähre der Natur an diesem Ort einen Austritt, da sie es haben will.“
Paracelsus
In diesem Zitat beschreibt Paracelsus die humoralmedizinischen Hintergründe für die Anwendung ausleitender Behandlungsmethoden, die seit Jahrhunderten zu den therapeutischen Basiselementen der TEN gehören.
Sie haben ihren Ursprung in der empirisch gewonnenen Erkenntnis, dass überschüssige und pathogene Stoffwechselprodukte (Schärfen) in Form eines Ausschlages (Ekzem) ausgeschieden werden können, wenn die natürliche Drainage- und Ausscheidungsorgane diese Aufgabe nicht in ausreichendem Masse erfüllen können. Darauf beruht die Idee, diesen Vorgang durch künstlich erzeugte Reize auf die Haut anzuregen bzw. durch Eröffnung der Haut nachzuahmen. Zu diesem Zweck werden viele Ab- und Ausleitverfahren entwickelt, die aufgrund ihrer spezifischen Wirkmechanismen gezielt der individuellen Krankheitssituation entsprechend angewendet werden müssen, um optimale Wirkung zu erzielen.
Die Begriffe „Ausleitung“ und „Ableitung“ … unterscheiden sich in ihrem grundsätzlichen Wirkprinzip. Bei einem Ausleitungsverfahren werden … künstliche Öffnungen in die Haut gemacht. Derartige Verfahren wie z. B. Blutegel oder Aderlass haben prinzipiell eine systemische Wirkung auf den Gesamtorganismus und sind nur bedingt zur Lokalanwendung geeignet.
Ein Ableitungsverfahren dient dazu, die körpereigenen Transportwege und Ausscheidungsorgane so zu stimulieren, dass die deponierten Schärfen oder Stoffwechselendprodukte aus den betroffenen Geweben entfernt werden. Das kann einerseits durch Stimulation bestimmter Hautareale geschehen, bei denen die Hautoberfläche nicht eröffnet wird. Andererseits wird eine Ableitung aber auch durch gezielte innerliche Anwendung von Arzneimitteln (z.B. Aquaretika, Cholagoga) herbeigeführt.
Ausleitungsverfahren: Blutiges Schröpfen, Blutegeltherapie, Aderlass
Ableitungsverfahren: Trockenes Schröpfen, Schröpfkopfmassage, Baunscheidtieren
Trockenes Schröpfen
Das trockene Schröpfen ist ein typisches Ableitungsverfahren. Dabei werden Schröpfgläser, in denen mittels Flamme, Gummiball oder einer Pumpe ein Vakuum erzeugt wird, auf die zu behandelnde Hautzone gesetzt. Dies erzeugt nach 5-10 Minuten einen kreisrunden Bluterguss in der Haut, der einige Tage sichtbar bleibt, aber schmerzlos ist.
Trockenes Schröpfen ist ein tonisierendes Verfahren und wir angewendet, wenn ein Säfte- und Energiemangel Hintergrund der Krankheitssituation ist.
Baunscheidtverfahren
Die heute übliche Methode des Baunscheidtierens mit histaminhaltigem Öl ist ein Ableitungsverfahren, das einer Hautreizung mit Brennnesseln (Urtica sp.) nachempfunden wird.
Dazu werden mit einer Nadelrolle (Vitralisator) oder einem Nadelstempel (Lebenswecker) kleine Löcher in die oberste Hautschicht der zu behandelnden Hautzone gemacht und anschliessend ein spezielles Baunscheidtöl eingerieben. Nach 5-10 Minuten bilden sich kleine intracutane Bläschen (Quaddeln), die Lymphe enthalten. Dabei entsteht Juckreiz und leichtes Brennen. Die Quaddeln verschwinden innerhalb einer Stunde wieder und hinterlassen keinerlei bleibende Hautveränderungen. Durch die Quaddelbildung wird erkennbar, dass das Baunscheidtverfahren die ableitende Funktionen des Lymphsystems und damit die interstitielle Entsorgung anregt. Diese Methode wird in der TEN häufig verwendet und ist bei einem breiten Spektrum von Krankheiten und Beschwerden indiziert.
Hirudotherapie (Blutegel)
Das Ansetzen von Blutegeln (Hirudo medicinalis) wirkt ausleitend und entstauend auf das Blutsystem. Durch den Wirkstoff Hirudin, den der Egel in die Bisswunde abgibt, wird die Blutgerinnung verhindert. So entsteht eine Blutung an der Bissstelle, die 10-14
Stunden anhält. Diese Nachblutung ist der wichtigste Wirkmechanismus bei der Blutegeltherapie. Humoralmedizinisch gesehen, leitet die Blutegeltherapie übermässige Blutwärme v.a. gelbgallige Schärfen aus. Damit reduziert sie die auslösenden Faktoren sowohl von kongestiven als auch pathophysiologischen Gefässregulationen. Symptomorientierte Indikationen sind v.a. chronisch venöse Insuffizienz (Varikosis), Thrombosen, aber auch bei Entzündungen mit starker Schwellung.
Quelle: Grundlagen der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde, Bacopa Verlag 2012
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